Klaus, Oktober 2012:

Was vermisst Ihr am meisten auf der Reise?


"Mettbrötchen mit Zwiebeln!" „Marzipan-Schokolade!!“ „Sauerbraten und Knödel!!!“

Man könnte meinen, wir wären verfressen. Spontan fallen uns nur Leckereien ein, auf die wir seit Jahren verzichten und die uns das Wasser im Munde zusammen laufen lassen. Aber es ist unglaublich, wie groß die Freude ist, wenn wir irgendwo deutsches Brot oder gute Wurst finden. In den Ländern Lateinamerikas ist die Esskultur so völlig anders als in Deutschland. Zwar auch lecker, doch ab und zu fehlt das Gewohnte.

Wie sehr wir andere Dinge vermissen, fällt erst auf, wenn Altes ersetzt werden muss. „Wo bekommen wir denn bloß neue Gasdruckfedern für unser Hubdach her?“ „Haben wir eigentlich noch Aufsätze für unsere elektrische Zahnbürste?“ Viele Dinge sind in Europa genormt, doch auf anderen Kontinenten einfach nicht erhältlich. Wer hier nicht vorgesorgt hat oder improvisiert, wird gelegentlich Probleme bekommen. Fehler an Heizung, Kühlschrank oder Toilette kann man nicht einfach durch den Kauf von Ersatzteilen an der nächsten Ecke beheben.

Nachrichten aus der Heimat sind inzwischen durch das Internet leicht erhältlich. Trotzdem haben wir das Gefühl, Politik und Wirtschaft, Sport und Musikcharts - die Welt dreht sich mit einem Male ohne uns. Doch ehrlich gesagt, je länger wir unterwegs sind, desto weniger interessieren wir uns für diese Art der Informationen wirklich. Keine der Nachrichten hatte bis jetzt irgendeinen Einfluss auf unser Leben oder unsere Entscheidungen in der Ferne gehabt.

Ganz anders sieht es da schon mit Dingen aus, die für uns in der Vergangenheit selbstverständlich waren und die mit einem Male Luxus sind: eine warme Dusche oder eine eigene Waschmaschine. Das Durchschlafen in der Nacht. Wenn wir morgens aufbrechen, wissen wir nicht, wo wir die nächste Nacht verbringen. Wir wissen nie, ob unser Stellplatz sicher ist. Man gewöhnt sich einen leichten Schlaf an und ist auf Anhieb hellwach, wenn sich in der Nacht Stimmen dem Fahrzeug nähern.

Doch auf all diese Dinge verzichten wir gerne. Zu sehr überwiegen das Neue und Abenteuerliche, als dass wir ernsthaft Lebensmittel, Ersatzteile, Nachrichten oder Luxusgüter vermissen. Nur etwas fehlt uns wirklich: unsere Familie und Freunde. Die sozialen Kontakte auf einer solchen Reise über Jahre aufrecht zu halten, ist eine Herausforderung. Aus diesem Grunde pflegen wir unsere Website, schreiben regelmäßig Emails und nutzen die Vorteile der Internettelefonie. Echte Freundschaften verkraften auch eine lange Trennung. Doch von einigen hörten wir schon nach einer Woche nichts mehr, andere brachen nach einem Jahr den Kontakt ab. Je länger wir unterwegs sind, desto mehr leben wir uns mit unseren Einstellungen und Erfahrungen auseinander. Das ist traurig, aber Tatsache.

Aber wir lernen auf dieser Reise so viele neue Menschen kennen und schließen neue Freundschaften, dass wir im Endeffekt auch hier mehr gewinnen als verlieren.

Habt Ihr auch schon mal Angst?