Durchgeschüttelt


3. August 2017:

Die schlimmen Pisten fordern ihren Tribut, unser Expedi benötigt dringend einige Reparaturen nach unserem Abstecher in die Gobiwüste. Also fahren wir zurück nach Ulaanbaatar und genießen erneut den Luxus der heißen Duschen, Waschmaschine und schlemmen uns durch das leckere Angebot im Oasis und in der Stadt.

Kaum verlassen wir - diesmal ohne störende Klappergeräusche am Auspuff und mit einer neuen Starterbatterie versehen - die Hauptstadt Richtung Nordwesten, sinken die Temperaturen und es wird angenehmer. Die Sonne scheint weiterhin, nachts fällt das Thermometer und wir können endlich wieder durchschlafen. Auf Asphaltstraße geht es zur alten Hauptstadt Kharkorin und zum Kloster Erdene Zuu, bevor wir auf unserem Abstecher in das landschaftlich reizvolle und grüne Orkhon-Tal einbiegen. Natürlich wird die Piste schlecht und schlechter und es dauert nicht lange, bis die gerade reparierte Auspuffaufhängung erneut kaputt geht und dieser fröhlich vor sich hinklappert. Schneller als ihm lieb ist, liegt Klaus unter dem Expedi und tüfftelt nach einer Lösung, die diesmal hoffentlich die weiteren Rüttelpisten überstehen wird. Das ist auch dringend nötig, denn auf der Weiterfahrt Richtung Westen und dem Abstecher zu einem wunderschönen Nationalpark hört irgendwann die geteerte Straße auf und es erwarten uns 300 Kilometer üble Piste - und dass, obwohl wir uns auf einer Hauptverbindungsstraße befinden - laut Straßenkarte auf einer "unasphaltierten Fernstraße". Die Begriffe "Fern-", "Haupt-" und "sonstige Straße" sowie "Pfad" sind Schall und Rauch, es gibt keinen Unterschied zwischen ihnen. Entweder ist sie halbwegs einfach zu befahren oder - und das ist leider die Regel - sie ist grottenschlecht.

Eine Straßenkarte benötigt man in der Mongolei lediglich für die grobe Orientierung oder wenn man sich gerade auf einer der wenigen asphaltierten Hauptverbindungsstraßen befindet. Geschätzt handelt es sich um sieben dieser Teerstraßen, bei einem Land, das viereinhalb mal so groß wie Deutschland ist. Führt laut Straßenkarte eine "Hauptstraße" ab, so muss man zuerst einmal eine Möglichkeit finden, die asphaltierte Straße überhaupt zu verlassen, da Abzweigungen auf der erhöht erbauten Straße schlichtweg nicht existieren. Irgendwo wird der aufmerksame Autofahrer fündig und biegt - häufig abenteuerlich und sehr steil - auf eine Piste ab. Diese verzweigt sich unverzüglich in beliebig viele Fahrspuren und ganz gleich, welcher Spur man folgt, man kann sich sicher sein, dass diese genauso schlecht ist wie alle anderen. Eine auf der Karte eingezeichnete Kreuzung oder Abbiegung erkennt man an unzähligen Pisten, die in alle Himmelsrichtungen führen. Welche nun diejenige ist, die in die gewünschte Richtung führt, weiß nur das Navi, das mit Hilfe von GPS-Koordinaten und Luftlinienführung erstaunlich gut den Weg findet und sogar viele Hauptpisten in seinem Kartenmaterial hat!

Nach den 300 Kilometern, in denen nicht nur unser Expedi, sondern auch wir böse durchgeschüttelt werden, rumpeln wir ein letztes Mal und befinden uns unverhofft auf einer nagelneuen Asphaltstraße - der Begriff "Flüsterasphalt" bekommt hier eine ganz neue Bedeutung! Da ist es uns auch egal, dass die unglaubliche Hitze wiederkommt und wir vor uns hinschwitzen. Abkühlung bringt ein Bad in einem der zahlreichen Seen unterwegs.

Und auf unseren letzten mongolischen Pistenkilometern ertönt aus dem offenen Beifahrerfenster wieder das fröhliche Geklapper unseres Auspuffs ...

Obwohl wir in der Mongolei die schlechtesten Straßenverhältnisse unserer vielen Abenteuertouren vorfinden, begeistert uns das Land! Mongolei bedeutet Natur pur, grenzenlose Weiten, riesige frei umherlaufende Tierherden, nette und neugierige Menschen!





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