Durch das russische Altai-Gebirge


12. August 2017:

Es gibt Overlander, die gefallen sich darin dummes Geschwätz von sich zu geben und Begebenheiten zu dramatisieren, die andere Reisende beunruhigen und verunsichern. Aber wir sind erfahrene Abenteurer, die solche Geschichten dorthin sortieren, wo sie hingehören - in den geistigen Mülleimer. So auch die Erzählung über die mongolisch-russische Grenze im Altai-Gebirge. Die Ausreise aus der Mongolei verläuft problemlos, die Beamten zeigen zwar eine Spur von Arroganz, aber sie sind hilfsbereit, freundlich und korrekt.

An der russischen Grenze werden wir sogleich von der Polizisten, die den Grenzverkehr organisiert, für die Dauer der Einreise adoptiert. Sie kümmert sich rührend um uns und führt uns zu den entsprechenden Schaltern, wo der ganze Papierkram erledigt werden muss. Unser Expedi fällt sofort auf zwischen den russischen, kasachischen und mongolischen PKWs und die Tatsache, dass wir aus Deutschland kommen, macht uns zum Exoten. So schließt sich ein ranghöherer Zollbeamter neugierig der Dame vom Zoll und der jungen Polizistin an, die unseren Expedi kontrollieren. Während der rundliche Herr draussen mit mir mit Hilfe des Google-Translaters eine Unterhaltung anfängt, herrscht in der Kabine unseres Expedis ausgelassene Stimmung, als die Damen unsere Stofftiere entdecken und Klaus sie ihnen namentlich vorstellt. Als alle Schränke und Staufächer kontrolliert sind, kommen sie kichernd heraus und berichten ihrem Kollegen, wie aufgeräumt unsere Schubladen sind. Wie mag es bei ihr zu Hause aussehen?

Ein junger Soldat kommt neugierig angelaufen und erzählt begeistert, dass sein Großvater Deutscher ist. Winkend werden wir verabschiedet und am letzten Schalter vor dem Schlagbaum, der auf russisch auch "Schlagbaum" heißt, drückt ein weiterer Zollbeamter Stempel auf irgendein Papier. Er freut sich, dass er seine spärlichen Deutschkenntnisse aus Schulzeiten anbringen kann und Klaus revanchiert sich mit seinen spärlichen Russischkenntnissen aus eben dieser Zeit. Der Soldat, der uns die Schranke öffnet, signalisiert uns lachend mit erhobenem Daumen, wie toll er unseren Expedi findet.

So entspannt reisen wir das zweite Mal nach Russland ein.

Wir befinden uns im Altai-Gebirge, das die Schweiz des Ostens genannt wird. So fühlen wir uns auch, als wir den Tschuiski Trakt befahren, dessen schönster Abschnitt sich 450 km von Kosh-Agach nach Mayma erstreckt. Vorbei geht es an den "Goldenen Bergen", die zum UNESCO-Welterbe zählen. Wir machen unzählige Fotostopps und genießen unsere Kaffeepause in dieser schönen Umgebung. Es ist Ferienzeit in Russland und hier ist eine beliebte Urlaubsregion. Überall leuchten die bunten Zelte am Flussufer. Aber unser Ziel ist der Telezkoje See, wo auch wir ein paar "Urlaubstage" vom Reisen einlegen. Dort haben wir uns für vier Tage eine Holzhütte gemietet und genießen Spaziergänge am See und eine Wanderung in den angrenzenden Bergen und abends zelebrieren wir unsere gigantischen Schaschlikspieße über dem Grill.

Auch das ist Sibirien. Die Fahrt durch das wunderschöne Altai-Gebirge entschädigt uns für die landschaftlich wenig abwechslungsreiche Hinfahrt zum Baikalsee.

Auf Wiedersehen Russland!







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