Reisefakten Argentinien: Sicherheit, Polizeikontrollen, Tanken, Einkaufen, Bargeld, Autofahren, Camping


Klaus, März 2013:

Irgendwie wurden wir nie so richtig warm mit Argentinien. Die Nationalparks sind zwar gigantisch schön, doch liegen dazwischen immer wieder Hunderte Kilometer langweilige Wüste oder Pampas. Verglichen mit den anderen Ländern weiter nördlich vereint Argentinien ein kubanisches Warenangebot mit der Serviceorientierung der ehemaligen Sowjetunion, der Engstirnigkeit der US-Amerikaner und einem schweizer Preisniveau.

Sicherheit:

Wir haben häufig von Fahrzeugeinbrüchen in Argentinien gehört und gelesen. In größeren Städten waren wir daher vorsichtig, wenn wir einen Abstellplatz für das Auto gesucht haben. Unsicher haben wir uns jedoch nirgendwo gefühlt.

Polizeikontrollen:

Die Polizeipräsenz in Argentinien ist sehr hoch. Wenn man in Städte hineinfährt, erkennt man schon an den roten Hütchen auf dem Mittelstreifen, dass man an einem Polizeiposten vorbeifährt. Angehalten wurden wir jedoch recht selten. Meist wird gefragt, woher man kommt und wohin man will, dann wird man schon mit einem freundlichen Lächeln weitergewunken. Ab und zu werden die Dokumente verlangt. Bei einer größeren Polizeikontrolle im Bundesstaat Mendoza (S 33.49436 W 68.98991) mussten wir wirklich alle Papiere vorzeigen, die wir besitzen: Fahrzeugschein, Einfuhrpapiere des Zoll, Reisepass, Touristenkarten, Führerschein, Fahrzeugversicherung. Bisher gab sich die Polizei in jedem Land mit Ausweiskopien zufrieden, doch bei dieser Kontrolle wollten sie Originale sehen.

Verkehrsdelikte werden in Argentinien sehr streng bestraft. So kostet das Überfahren der doppelten Linien über 300 Euro Strafe! Barzahlung beim Polizisten ist rund 30 % billiger. Der Bundesstaat Entre Ríos (nördlich von Buenos Aires) soll angeblich der Bundesstaat mit der korruptesten Polizei sein und auch Delikte bestrafen, die man gar nicht begangen hat!

Lebensmittelkontrollen:

Wenn uns etwas an Argentinien richtig genervt hat, dann waren es die dauernden, unkalkulierbaren Lebensmittelkontrollen. Nicht nur an den Grenzen werden einem jegliche frische Produkte abgenommen (siehe hierzu die detaillierte Aufistung beim "Grenzübergang Argentinien"), sondern auch im Land selber gibt es immer wieder Lebensmittelkontrollen:

- Im Bundesstaat Mendoza darf keinerlei Obst eingeführt werden. Die Kontrollstelle liegt an der Ruta 40 bei S 32.29373 W 68.52541. Für die Kontrolle müssen 5 arg. Peso (abhängig von der Fahrzeuggröße) bezahlt werden. Da der Staat Mendoza bisher vom Befall mit der Mittelmeerfruchtfliege (mosca del Mediterráneo) verschont blieb, wird gründlich kontrolliert, dass man die folgenden Früchte nicht einführt: aceituna, madura, aji, cerezo, ciruelo, chirimoya, damasco, durazno, frambuesa, granada, guinda, higo, kaki, kinoto, kiwi, mandarina, mango, manzana, membrillo, naranja, nectarina, níspero, palta, papaya, pera, pimiento, pomelo, tuna, uva.
- Ein weitere Kontrollstelle befindet sich mitten im Bundesstaat Mendoza, ebenfalls an der Ruta 40 bei S 33.49199 W 68.98908. Man sollte aufpassen, wie man die Frage nach Obst beantwortet, denn nur wenige hundert Meter dahinter (S 33.49436 W 68.98991) befindet sich eine sehr strenge Polizeikontrolle.
- Komplett alle Produkte tierischer und pflanzlicher Herkunft sind verboten, wenn man mit dem Bundesstaat Neuquén nach Patagonien kommt. Wir sind über eine sehr kleine Nebenstraße bei S 37.21073 W 69.11409 über die Grenze gefahren, wurden jedoch auch dort durch eine Kontrollschleuse geführt. Ich gehe davon aus, dass entlang der Ruta 40 und anderen Straßen mindestens genauso gründlich kontrolliert wird. Gekochte/gebratene Produkte sind übrigens vom Verbot ausgeschlossen.
- Eine weitere Stichproben-Kontrolle gibt es bei S 41.58735 W 71.49197. Welche Einfuhr von Produkten kontrolliert wird, war nicht ersichtlich. Wir wurden nicht gestoppt. Es geht darum, die Verbreitung der Maul- und Klauenseuche zu unterbinden.
- Richtung Süden an der Ruta 3 bei S 40.75060 W 65.13866. Alle Produkte tierischen Ursprungs.

Kennzeichnung des Fahrzeuges:

In Argentinien ist ein Aufkleber mit der maximalen Fahrzeuggeschwindigkeit (110 km/h) vorgeschrieben. Der Aufkleber ist rund, die Zahl "110" in schwarz auf weißem Hintergrund. Wir haben immer wieder versucht, einen solchen Aufkleber zu kaufen, doch nirgendwo bekommen. Probleme mit der Polizei haben wir deswegen jedoch nicht bekommen.

Versorung mit Diesel / Spritpreise:

Die Versorgung mit Tankstellen auf den Hauptverkehrsstraßen (Ruta 40 und Ruta 3) haben wir im ganzen Land als absolut problemlos empfunden. Bei längeren Abstechern hinein in die Nationalparks sollte man jedoch die Tankmöglichkeiten regelmäßig nutzen. Den günstigsten Diesel gibt es bei Tankstellen der Marke "YPF". Diese haben den günstigen XXL-Ultradiesel. Die Preise für Diesel schwanken sehr stark. Als Faustformel gilt: Je weiter im Norden, desto teurer ist der Treibstoff. Die Preisspanne reichte dabei von

- 6,849 arg. Peso/Liter (1,05 Euro/Liter) im Norden
- 5,755 arg. Peso/Liter (0,89 Euro/Liter) in der Mitte
- 4,689 arg. Peso/Liter (0,72 Euro/Liter) im Süden Patagoniens
- 4,149 arg. Peso/Liter (0,64 Euro/Liter) auf Feuerland.
- 6,849 arg. Peso/Liter (1,05 Euro/Liter) ab Rio Negro nördlich und im Großraum Buenos Aires

Darüber hinaus wird an den YPF-Tankstellen auch ein höherwertiger Euro-Diesel angeboten (rund 1,00 bis 1,50 arg. Peso/Liter teurer), der bei unserem Auto jedoch weder zu besserer Fahreigenschaft, noch zu einem effizienteren Verbrauch führte. Die Bezahlung mit Kreditkarte war bei rund 50 Prozent der Tankstellen möglich.

Einkaufen:

Die gute Nachricht zuerst: Einkaufen in großen Supermärkten ist absolut unproblematisch. In jeder größeren Stadt Argentiniens gibt es an den Durchgangsstraßen große Supermärkte mit meist ausreichend dimensionierten Parkflächen. Die schlechte Nachricht ist jedoch: Argentinien hat sehr hohe Importzölle auf Waren, die nicht in Argentinien produziert werden. Daher sind ausländische Produkte häufig extrem teuer (z. B. argentinischer Senf: 1,00 Euro, französischer Senf: 6,50 Euro, Nutella: 6,50 Euro). Generell haben wir das Preisniveau als hoch empfunden, höher als in den anderen lateinamerikanischen Ländern und ungefähr auf dem Niveau von Deutschland. In fast allen Staaten ist die Abgabe von Plastiktüten an der Kasse gesetzlich verboten.

Versorgung mit Bargeld:

Mit der Visa-Karte bekommt man am Automaten problemlos zwischen 1.000 und 2.000 arg. Peso (rund 150 bis 300 Euro). Neben den Geldautomaten und Wechselstuben gibt es in Argentinien auch viele private Geldwechsler, die US-Dollar in arg. Peso tauschen. Diese findet man meistens in größeren Städten (in Mendoza z. B. im Zentrum direkt vor den offiziellen Wechselstuben; in Buenos Aires in der Fußgängerzone Av. Florida). Während der offizielle Kurs (Stand: Januar 2013) bei 1 Euro = 6,5 arg. Peso liegt, bekommt man von den Geldwechslern (je nach Verhandlungsgeschick) für 1 US-Dollar bis zu 8,40 arg. Peso, was einem Umtauschkurs von 1 Euro = 10,90 Peso entspricht. Für 100-Dollarnoten bekommt man einen besseren Kurs, als für 20-Dollarnoten.

Autofahren in Argentinien:

In Argentinien müssen auch tagsüber die Scheinwefer des Fahrzeuges eingeschaltet sein.

Die Straßen im Norden und in der Mitte sind - verglichen mit den anderen Staaten Lateinamerikas - in einem sehr guten Zustand. Die meisten Strecken sind asphaltiert. Die Schotterpisten sind meist in einem so guten Zustand, dass man sie mit hoher Geschwindigkeit befahren kann. In Patagonien sieht das häufig anders aus. Die Hauptverbindungsstraße entlang der Anden, die Ruta 40, ist häufig nicht asphaltiert und in einigen Bereichen (wo parallel an einer neuen, asphaltierten Strecke gebaut wird) in extrem schlechtem Zustand. Wir haben dort erstmalig eine Situation erlebt, dass nach Regenfällen die Straße wegen Matsch fast unpassierbar war.

Die Ruta 3 entlang der Ostküste von Buenos Aires nach Ushuaia ist hervorragend ausgebaut. Um Buenos Aires herum müssen auf der Autobahn Straßengebühren bezahlt werden (ca. 5 Euro an mehreren Mautstellen).

Die Fahrweise der Argentinier haben wir als sehr relaxed empfunden. Es wird sich sehr genau an die Verkehrsregeln gehalten, dies immer ein sicheres Zeichen, dass auch die Argentinier selber großen Respekt vor den Geldbußen der Polizei hat.

Autofähre nach Uruguay:

Autofähren der Agentur Buquebus verbinden Buenos Aires mit Colonia del Sacramento bzw. Montevideo in Uruguay. Man kann sehr gut auf dem 24-Stunden-Parkplatz neben dem Buquebus-Terminal übernachten. Die Preise für die Überfahrt sind abhängig von Fahrtag, Uhrzeit und Größe des Fahrzeuges. Statt pauschal für ein Wohnmobil zu bezahlen, haben wir darauf bestanden, dass wir als "Camionetta" pro Meter bezahlen. Ursprünglich sagte man uns, es wäre ausschließlich eine Überfahrt in der Nacht möglich, später ließ man uns dann doch eine Passage um 12:45 Uhr am Mittag buchen. Diese Fähren sind eigentlich ausschließlich für PKWs bis 2 Meter Höhe, haben jedoch eine begrenzte Anzahl von Stellplätzen bis 4 Meter Höhe. Wir haben für die 1-stündige Überfahrt nach Colonia del Sacramento knapp unter 2.000 arg. Peso bezahlt. Nur der Fahrzeughalter darf das Fahrzeug auf die Fähre fahren, Mitfahrer müssen über eine getrennte Passagierschleuse auf das Schiff.

Übernachtungs- und Campingplätze:

Argentinien ist ein Paradies für Camper! Da die Bewohner des Landes begeisterte Camper sind, gibt es in jeder Gegend Campingplätze. Besonders geschätzt haben wir die Camping Municipales, die sehr an die Statepark-Campgrounds in den USA erinnern und alle mit Bänken, Tischen und - vor allen Dingen - Grills ausgestattet sind. Eine geniale Alternative sind auch die Campingplätze in den Nationalparks, die zwar häufig sehr einfach ausgestattet sind, dafür jedoch in einer wundervollen Landschaft liegen und auch noch häufig gratis sind.

Als negativ haben wir - wiederum im Vergleich mit den Übernachtungsplätzen, die wir in anderen Ländern kennengelernt haben - den schlechten sanitären Standard empfunden. Insbesondere die Toiletten waren häufig sehr rustikal (ohne Toilettendeckel und abschließbaren Türen) und in schlechtem hygienischen Zustand (verschmutzt, verstopft, keine funktionierende Wasserspülung).

Das Preis-Leistungsverhältnis ist in unseren Augen schlecht. Häufig haben wir uns alternative Übernachtungsmöglichkeiten gesucht bzw. haben verschiedene Campingplätze angefahren bis wir einen annehmbaren Preis erhalten haben. Das Verhandeln der Preise ist in Argentinien unüblich.

Patagonien ist zwar eine der einsamsten Gegenden der Welt, doch ist es sehr schwer dort frei zu Campen. Links und rechts der Straße sind über Hunderte von Kilometern Zäune errichtet, die es unmöglich machen, von der Straße in die Wildnis abzufahren.

Alle unsere Übernachtungsplätze in Argentinien (mit Fotos, GPS-Daten, Preisen und Kommentaren) haben wir hier aufgeführt.


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