San Cristóbal de Las Casas


Petra, 30. Juni 2011:

Während wir uns unermüdlich in die Höhe schrauben, fällt das Thermometer immer weiter ab. Unser nächstes Ziel ist San Cristóbal de Las Casas und liegt auf 2100 m. Wir erreichen den Campingplatz bei kühlen 16 Grad und Regen - nach den Wochen der unerträglichen Hitze eine Wohltat für uns und unseren Körper.

Nun sind wir nicht nur mittendrin in der Regenzeit - auch mittendrin in Chiapas und in einer Stadt, wo sich die koloniale Vergangenheit und die indigene Gegenwart vermischen. Es ist eine Welt, an die ich mich erst gewöhnen muß. Obwohl wir bereits seit nun 4,5 Monaten durch Mexiko reisen, erlebe ich hier meinen ersten Kulturschock. Bettler, Straßenkinder und alte Frauen, die barfuß mit schweren Bündeln bepackt durch die Straßen laufen. Wir sehen viele Indígenas, denen das harte Leben im Gesicht abzulesen ist.

Die Stadt ist ein Schmelztiegel von allem: Hier die Mexikaner, da die Indígenas in ihren bunten Trachten und dann gibt es noch die vielen Individualreisenden und die, die einfach hier irgendwann einmal hängen geblieben sind. Pauschaltouristen findet man nicht - aber jede Menge Backpacker, die für kleines Geld durch die Welt reisen und in San Cristóbal die ideale Stadt für einen längeren Aufenthalt finden. Entsprechend ist das Angebot - zwei hübsche Fußgängerzonen mit kleinen Geschäften, Cafes, internationalen Restaurants und jede Menge Internetcafes. Wir genießen extrem leckere Nutella-Crepes (in Mexiko ansonsten nicht anzutreffen), kaufen Tiroler Speck zum "richtigen Brot wie daheim" zum Frühstück und sitzen auch mal gemütlich in einem Cafe (auch dies ist ansonsten nicht so üblich).

Aber am liebsten schlendere ich über den Artesania-Markt - den Kunsthandwerksmarkt, wo die Indígenas ihre Handarbeiten anbieten - bestickte Wandbehänge, Deckchen und Blusen und viele andere ausgesprochen hübsche Dinge werden zum Kauf angeboten. Und das zu Preisen, wo es mir schon peinlich ist, überhaupt noch zu handeln. Dies gilt auch für den allgemeinen Mercado - wo Obst, Gemüse, Fleisch - lebend oder bereits geschlachtet - angeboten wird. Hier kaufen wir unsere frischen Sachen für einen Spottpreis ein, drängeln uns an Frauen vorbei, die die lebenden Hühner an den Füßen hoch halten, sehen uns Aug in Aug gegenüber mit einer toten Kuh bzw. deren Kopf, der beim Nachbarstand auf dem Tisch liegt. Es herrscht dichtes Gedränge auf dem riesigen Markt.

In San Cristóbal bleiben wir längere Zeit hängen, schlendern vormittags gemütlich durch die Stadt, während ab nachmittags der Regen unaufhörlich auf unser Expedi-Dach prasselt. Regenzeit in Mexiko!



Hintergrund: Der Zapatistenaufstand in Chiapas
Am 1. Januar 1994 überfielen in Chiapas die Zapatisten die Rathäuser von San Cristóbal de Las Casas und weiteren Dörfern, um auf die Diskriminierung der Indigenas in Chiapas aufmerksam zu machen. Man forderte Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit für die ethnischen Minderheiten, u. a. Schulunterricht in eigener Sprache, regionale Selbstverwaltung, gerechtere Landverteilung und Schutz der indigenen Kultur. Die zapatistische Armee wurde und wird von Subcomandante Marcos geführt, dessen maskenvermummtes Gesicht mit Sehschlitz und der Pfeife im Mund weltbekannt wurde und heute Postkarten und T-Shirts ziert und an die Touristen verkauft wird.
Der Aufstand wurde von der mexikanischen Regierung mit harten Gegenschlägen niedergeworfen. Die EZLN (Zapatistische nationale Befreiungsheer - Ejército Zapatista de Liberación Nacional) vertritt bis heute die Forderungen der Indigenas und war stets verhandlungsbereit. Ein "Friedensvertrag" kam jedoch bis heute nicht zustande.
Für viele Mexikaner ist Chiapas der fremdartige und rückständige Süden. Es gibt viele Analphabeten, viele Dörfer haben bis heute keinen Strom und die Säuglingssterblichkeit ist hoch. Viele arbeiten als landlose Bauern und Kaffeepflücker oder Wanderarbeiter. Ausbeutung, Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Armut ist seit hunderten von Jahren hier Normalität. (Quelle: Reise-Know-How Verlag)
Trotzdem hat Chiapas viele Reichtümer - Kaffee, Kakao, Strom und Öl - die Einnahmen und Gewinne fließen jedoch nicht oder nur sehr spärlich in diese Region zurück. Viele von den Zapatisten kontrollierte Orte bekommen von der mexikanischen Regierung keine Gelder. Die medizinische Versorgung wird von "Ärzten ohne Grenzen" aufrechterhalten und viele internationale Hilfen fließen in diese Gebiete - es fehlen jedoch Lehrer an den Schulen - Klassen mit 80 Schulkindern kommen so zustande.

In diesem Sinne - Saludos a las montañas del Sureste mexicano - a Don Durito de La Lacandona y Sup Marcos





(zum Vergrößern einfach auf die Fotos klicken)


San Cristóbal de Las Casas mit ...


... zwei hübschen Fußgängerzonen.


Regenzeit, pünktlich zum Nachmittag fängt es an.


Denk nicht, sprich nicht, so sind wir alle glücklich.
Krisenherd Chiapas


Kathedrale mit ...


... kunstvoll verzierter Fassade.


Indígenas, die ...


... ihre Handarbeiten auf den Straßen ...


... verkaufen.


Kinderwagen braucht man hier nicht!


Herrlicher Artesania Markt, wo vieles ...


... noch echte Handarbeit ist.


Die fantastische Fassade von Santo Domingo


Seit einem Jahr auf Abenteuertour,
das feiern wir ganz besonders - beim Libanesen!


Extra für Klaus - Süßigkeitenmarkt!


Beim Patronatsfest gibt es jede Menge
"Auto"-Prozessionen, hier die Taxen!
Es gibt sie auch für LKWs und normale PKWs.


Klaus hoch zu Roß -
das erste Mal in seinem Leben ...


Wir reiten durch das ...


... bergige Umland von San Cristobal ...


... mit viel Landwirtschaft ...


...


... in das Dorf Chamula mit seiner
im Inneren einzigartigen Kirche.


Unsere Spanischlehrerinnen Yasmina und Citlali,
bei denen wir fünf Tage unser Spanisch aufgefrischt haben.


Hier kann man sich auch mal gemütlich
in ein Kaffee setzen und leckere
Nutella-Crepes genießen.
Und das nicht nur am Geburtstag :-)


Unser offizieles Foto zum 14. Hochzeitstag
mit hübschem Souvenir aus San Cristóbal






Unsere Campingplätze in Mexico:


07.06. - 01.07. und 13.07. - 19.07.2011:
Rancho San Nicolas, San Cristóbal de Las Casas