Lateinamerika - ein neues Kapitel auf der Abenteuertour


Klaus, 27. Januar 2011:

"Bienvenidos a Mexico" - "Willkommen in Mexiko" ruft uns der Soldat noch hinterher, nachdem wir durch die erste Militärkontrolle nach der amerikanisch/mexikanischen Grenze gefahren sind. Gerade noch hat sich ein vermummter Soldat in unserer Kabine auf der Suche nach Waffen und Drogen durch die Schränke getastet. Wir passieren die Grenzregion. Hier tobt ein Krieg zwischen den Drogenbaronen und dem Militär. Bereits vor einigen Kilometern kamen uns schwere Militärfahrzeugen mit Soldaten hinter schussbereiten Maschinengewehren auf dem Dach entgegen. Kurze Zeit später durchqueren wir ein Dorf, an dessem Straßenrand wieder Soldaten stehen. In voller Kampfausstattung mit Gewehren im Anschlag. Leichter Nieselregen und sehr diesiges Wetter geben der Kulisse noch einen etwas spannenderen Touch.

Knapp 3.000 km haben wir in der letzten Woche seit unserer Ankunft am Flughafen in Orlando, Florida zurückgelegt. 3.000 km, die uns wiedermal durch die halbe USA geführt haben: Florida, Alabama, Mississippi, Louisiana und Texas. Es ist recht kalt und ungemütlich. Nachts friert es und wir wachen morgens mit steifen Knochen auf. Unsere Heizung fällt aus, und funktioniert wieder, und fällt wieder aus, und tut es dann wieder. Mal schauen! Das Ersatzteil für unseren Kühlschrank, das wir aus Südafrika geschickt bekommen haben, baue ich ein. Nur leider behebt es nicht den Fehler. Weiterhin fällt er einmal am Tag aus und muss neu gestartet werden.

Ein letztes Mal erleben wir in den USA das Abenteuer, einen Ölwechsel machen zu lassen - es war mal wieder so skuriel, dass ich dazu einen separaten Artikel in der Rubrik "Einblicke" eingestellt habe.

Der Grenzübertritt verläuft dann - ja, wie soll ich sagen: mexikanisch halt. Der Beamte an der Migración ist total freundlich und bewilligt uns einen Aufenthalt von 180 Tagen. Danach schickt er uns weiter zum nächsten Fenster, wo die für die Einfuhr des Autos benötigten Unterlagen kopiert werden müssen. Das Fenster ist zu, das Licht aus. Hmm! Wir warten. Eine Minute, zwei Minuten, fünf Minuten. Fenster zu, Licht aus. Der Beamte am Banjercito (wo die Einfuhr des Autos bewilligt wird) winkt uns herüber. Er schaut durch unsere Unterlagen und kann mit dem internationalen Fahrzeugschein überhaupt nichts anfangen (obwohl er extra auch für Mexiko sein soll). Nein, mit so einem lustigen Heftchen können wir nicht über die Grenze. Die deutsche Zulassungsbescheinigung gefällt ihm schon besser. Sieht einfach offizieller aus. Verstehen kann er aber nichts. Wo steht das Baujahr? Das Gewicht? Die Fahrzeug-ID? Ah ja - er trägt alles in seinen Computer ein. Na, da hätten wir uns auch phantasievolle Papiere selber basteln können. Es wird viel gelacht - ein zweiter Beamter kommt dazu. Sie begleiten uns zum Auto, finden alles total toll. Und schicken uns dann zurück zum Kopierfenster, damit wir von den Papieren Kopien machen lassen.

Doch: Fenster zu, Licht aus. Wir warten: Eine Minute, zwei Minuten, fünf Minuten. Fenster zu, Licht aus. Der Beamte von der Migración schaut zu uns rüber: Haha, der schläft noch. Ja, ja Siesta um halb neun in der Früh. Der Kollege vom Banjercito hat Mitleid, winkt uns zu sich rüber und macht schnell die fünf notwendigen Kopien selber. Na, geht doch! Für die nächsten zehn Jahre dürfte unser Auto in Mexiko bleiben.

Der Kollege am Kopierfenster ist nun auch endlich auf der Arbeit erschienen. Gut so, denn er macht nicht nur Kopien, sondern verkauft auch Autoversicherungen. Drei Monate kosten genauso viel wie zwölf Monate. Na, dann schauen wir mal, wie lange wir nun wirklich in Mexiko bleiben. Drei Monate sind unsere Planung - aber wenn's länger wird, ist auch nicht schlimm.

Jetzt stehen wir gerade auf unserem ersten Campingplatz in Mexiko. Aus den ursprünglich geplanten zwei Übernachtungen ist gerade eine Woche geworden. Was soll's - wir haben unendlich Zeit. Es sind 27 Grad, die Sonne scheint, wir stehen in einem schönen, kleinen, tropischen Garten mit Blick auf die Berge. Heute Abend wird angegrillt - die Saison 2011 hat begonnen.



Einblick: Woran man erkennt, dass wir nun in Mexiko sind

Hm, was mache ich nur falsch? Abgeschlossen kann die Tür eigentlich nicht sein. Im oberen Teil steht sie doch offen. Ich drücke sie oben zu und ziehe gleichzeitig am Türgriff. Ah, nun geht sie mit einem quietschen auf. Drinnen ist es dunkel, bis ich den Schalter finde, der die nackte Energiesparlampe an der Decke erleuchtet. Nett, alles blau gefließt mit Blumenbordüren entlang der Wand. Ein bisschen in die Jahre gekommen, aber mit Charme. Es passt zu den künstlichen, bunten Blumen, die draußen ins Blumenbeet gesteckt sind.

Es ist doch immer wieder ein Erlebnis, wenn man in einem anderen Land die Waschräume auf dem Campingplatz betritt. Die Toilettenschüssel ist verdammt niedrig, mit meinen 1,79 übertreffe ich wohl die Durchschnittsgröße eines Mexikaners. Als ich dann die Spülung betätige, tut sich ... nichts! Oh, oh, peinlich. Der Hebel am Spülkasten lässt sich in jede Richtung drehen. Scheint abgebrochen zu sein. Ich öffne den Deckel vom Spülkasten. Leer - kein Wasser drin. Also suche ich hinten an der Wand nach dem Wasserhahn. Endlich läuft Wasser in den Kasten. Doch damit ist das Problem des abgebrochen Hebels nicht behoben. Ich taste suchend im Wasserkasten nach dem Stopfen, ziehe ihn nach oben und endlich rauscht das Wasser durch die Schüssel. Na bitte, geht doch :-)

Die anschließende Dusche ist schön warm und kräftig. Auf jeden Fall ist die Wasserzufuhr größer als der Wasserablauf. So langsam - quatsch, von wegen langsam, eigentlich recht schnell - hebt sich der Wasserstand in der Duschtasse und schwappt so langsam in den Vorraum. Naja, drei Minuten duschen reicht auch aus. Viva la Mexiko!






(zum Vergrößern einfach auf die Fotos klicken)


Wir genießen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen
beim Frühstück draußen


In den folgenden Tagen steigt die Temperatur sogar
bis auf 27 Grad - Sommer im Januar!


Über uns die Kolibris


Und ich versuche mal wieder, unser Dach dicht zu bekommen






Unsere Campingplätze in Mexico:


27. Januar - 3. Februar 2011: Victoria Trailer Park, Ciudad Victoria
(auch die inoffizielle "Abenteuer Allrad" Messe in Ciudad Victoria mit
der Firma Alpha Cab als einzigen Aussteller)