Verschiffung von Panama nach Kolumbien:


Stand der Informationen: 28. Juni 2012

Drei Arten der Verschiffung sind möglich:
  1. Container: Das Auto fährt in den Container und wird gesichert. Der Container wird von außen verschlossen und mittels Kran über die Bordwand des Schiffes gehoben. Das Fahrzeug muss vom Halter persönlich in den Container gefahren werden.
  2. LoLo (Lift-on/Lift-off): Das Auto wird auf ein Flat-Rack (eigentlich ein nach mehreren Seiten offener Container) gefahren, gesichert und wie ein Container mittels Kran über die Bordwand auf das Schiff gehoben. Die Verladung auf dem Flat-Rack erfolgt durch das Hafenpersonal.
  3. RoRo (Roll-on/Roll-off): Das Auto rollt auf seinen eigenen Rädern über eine Rampe auf das Schiff. Es wird vom Hafenpersonal auf das Schiff gefahren.
Die sicherste Verschiffung ist wohl der Container. Wenn man ihn sich mit anderen Reisenden teilen kann, dann ist er auch die preiswerteste Alternative. Die Einschränkung für die Nutzung des Containers ist leider die Fahrzeughöhe. Die Verschiffung mit RoRo hat den Nachteil, dass der Wagen stets offen und mit dem Zündschlüssel bestückt sein muss. Diebstähle in den Häfen und auf den Schiffen selber sind dann eher die Regel, als die Ausnahme. Außerdem soll es zwischen Panama und Kolumbien bei der RoRo-Verschiffung häufiger zu Verspätungen kommen, als bei der LoLo-Verschiffung. Der Nachteil von LoLo besteht in Schäden durch den Hubvorgang über die Ladewand des Schiffes und dem offenen Transport auf dem Schiff.

Wir haben uns für die Verschiffung mit LoLo entschieden.

Vorsicht: Auch bei dieser Art der Verschiffung muss der Schlüssel für die Fahrerkabine im Hafen abgegeben werden (anders als bei RoRo steckt er jedoch nicht die ganze Zeit bei offener Fahrertür im Zündschloss). Die Verstauung auf das Flat-Rack erfolgt durch das Hafenpersonal. Daher sollte man unbedingt alle persönlichen Gegenstände aus dem Fahrerhaus entfernen und bei Bedarf eine massive Trennwand zwischen Fahrerhaus und Kabine einziehen!

Im Folgenden beschreiben wir den jeweiligen Prozess in Panama und Kolumbien. Insgesamt kostete uns die Überbrückung der 110 fehlenden Straßenkilometer zwischen Panama und Kolumbien inklusive aller Nebenkosten 4.423 US-Dollar (~ 3.540 Euro).


Auf panamaischer Seite:

Dauer: zwei Tage (ca. 8 Stunden inklusive aller Transfers).

Kosten: 3.813 US$ (~ 3.035 Euro), die sich wie folgt zusammen setzen:
Seefracht und Bunker für 35 Kubikmeter (5,95 x 2,00 x 2,95): 2.237 US$. Bill of landing: 50 US$. Terminal Handling Charges: 150 US$. Dangerous Goods: 250 US$ (würde wegfallen bei RoRo). Gebühren für Agenten: 175 US$. Hafengebühr: 6 US$. Trinkgeld für Amy: 20 US$. 3 Nächte im Hotel El Parador in Panama City: 210 US$. Taxi-Transfer vom Hotel zum Flughafen: 23 US$. Flüge für zwei Personen von Panama nach Cartagena: 692 US$.

Unterstützung durch einen Agenten: Wir waren froh, dass wir die Hilfe eines Agenten in Anspruch genommen haben. Sicherlich ist es möglich, alle Prozesschritte auch alleine zu durchlaufen, doch man braucht meines Erachtens Zeit, Nerven und recht gute Spanischkenntnisse dafür. Wir haben die Unterstützung von Tea Kalmbach und ihrer Tochter Amy in Anspruch genommen. Ihre E-Mail ist: teakalmbach@hotmail.com, Homepage: www.cruzarpanama.blogspot.com. Tea spricht sehr gut Deutsch und antwortet auf jede E-Mail prompt. Ihre Dienstleistung waren die 175 US$ wert und wir können sie guten Herzens empfehlen!

Formalitäten:
  1. Grenzübertritt Costa Rica - Panama: Unbedingt bereits beim Grenzübertritt nach Panama darauf achten, dass die Namen, die Pass-Nummern, das Nummernschild und die Fahrzeug-ID (VIN) korrekt in den Grenzpapieren eingetragen sind. Wenn nicht, müssen die Daten in Panama City beim Zoll verbessert werden (das kostet zusätztlich Zeit). Es wird auch nach der Motor-Nummer gefragt. Entweder bringt man diese vorab in Erfahrung und gibt sie beim Grenzübertritt an oder das Feld muss mit der VIN gefüllt werden (Vorsicht: Nicht eintragen lassen, dass die Nummer nicht registriert ist!).

  2. Dienstag, 19. Juni 2012, 10:00 Uhr:
    Inspektion des Fahrzeuges durch die PTJ (Policia Tecnica Judicial): Ohne Agenten hätten wir gar nicht geglaubt, dass an diesem Ort die Inspektion durch die Polizei stattfindet. Mitten im schlimmsten Viertel von Panama City ist hinter dem Polizeigebäude ein Parkplatz, auf dem das Fahrzeug mit geöffneter Motorhaube abgestellt werden muss. Der Motor muss abkühlen. Der Beamte hat sich kurz den Motor und dann die VIN angeschaut und wollte Kopien von Pass, Fahrzeugschein und der Panama-Einfuhrerlaubnis. Nach zehn Minuten waren wir fertig und konnten wieder fahren.

  3. Dienstag, 19. Juni 2012, 14:00 Uhr:
    Ausfuhrgenehmigung für das Auto: Am gleichen Tag muss man im Secretaria General (gegenüber der vierspurigen Straße) das Dokument abholen, das dem Auto die Erlaubnis erteilt, innerhalb der nächsten acht Tage das Land zu verlassen. Wir sind mit dem eigenen Wagen dorthin gefahren, würden aber aufgrund der unsicheren Lage in diesem Stadtviertel eher empfehlen mit dem Taxi zu fahren und das Wohnmobil am Yachtclub stehen zu lassen. Vorsicht: Bei den Terminen mit der Polizei muss man lange Hosen tragen!

  4. Mittwoch, 20. Juni 2012, 8:00 Uhr:
    Zollformalitäten für das Auto: Um acht Uhr wurden wir von Amy in Panama City abgeholt. Sie ist mit dem Wagen zum Zoll in Colon vorgefahren. Fahrtzeit circa eine Stunde. Die Ausstellung der Zollpapiere hat circa eine Stunde gedauert. Alle Formalitäten wurden durch den Agenten erledigt.

  5. Mittwoch, 20. Juni 2012, 10:00 Uhr:
    Abgabe des Autos im Hafen: Der komplette Papierkram im Hafengelände wurde von unserem Agenten erledigt. Wir mussten nur ab und zu Kopien anreichen und Unterschriften leisten. Im letzten Schritt habe ich zusammen mit der Agentin das Auto in den Hafen gefahren und in einer überdachten Halle abgestellt (dort warteten bereits vier andere Wohnmobile). Es wird ein letzter Check gemacht und alle Schäden am Fahrzeug notiert. Hier ist die letzte Möglichkeit, zu kontrollieren, ob alle Fenster, Türen und Außenstaufächer verschlossen und alles seefest verstaut ist. Man gibt seinen Autoschlüssel ab und hofft, in einigen Tagen sein Auto wohlbehalten im Hafen von Cartagena wieder in Empfang nehmen zu können. Amy hat uns mit ihrem Auto zurück zu unserem Hotel in Panama City gefahren. Um 13:00 Uhr war alles erledigt.

  6. Mittwoch, 20. Juni 2012, 13:00 Uhr:
    Bezahlung: Die Frachtraten können nur bar oder per Überweisung an Tea Kalmbach bezahlt werden. Der Agent bezahlt die Reederei in dem Moment, wenn das Schiff den Hafen verlässt. Irgendwie hatten wir ein schlechtes Gefühl, soviel Geld an eine Person zu bezahlen, die wir vorab nur per Mail kennen gelernt haben. Im Nachhinein war das Misstrauen jedoch völlig unbegründet. Um 13:00 Uhr war alles erledigt.

  7. Freitag, 22. Juni 2012:
    Verschiffung: Die "Wanow Whale" der Reederei Seaboard verlässt fristgerecht mit unserem Auto den Hafen von Colon/Panama.

  8. Dienstag, 26. Juni 2012:
    Ankunft des Autos in Cartagena: Statt wie geplant nach einem Tag kommt die "Wanow Whale" erst drei Tage später in Cartagena an.


Auf kolumbianischer Seite:

Dauer: zwei Tage (ca. 11 Stunden inklusive aller Transfers)

Kosten: 610 US$ (~ 490 Euro), die sich wie folgt zusammen setzen:
Hafengebühren: 150 US$. Gebühren für den Zoll: 66 US$. Gebühren für Agenten: 170 US$. Autoversicherung für 30 Tage: 25 US$. Taxi-Transfer vom Flughafen zum Hotel: 12 US$. 3 Nächte im Hotel La Magdalena in Cartagena: 85 US$. 2 Nächte im Hotel Stil in Cartagena: 102 US$.

Unterstützung durch einen Agenten: Auch in Cartagena wollten wir auf die Unterstützung eines Agenten nicht verzichten. Luis Ernesto La Rota von der Agentur Enlace Caribe wurde uns von Tea Kalmbach empfohlen. Die E-Mail ist: gerencia@enlacecaribe.com. Homepage: www.enlacecaribe.com. Die Dienstleistung kostet weitere 170 US$. Die Kommunikation erfolgt in Englisch oder Spanisch. Alle wichtigen Unterlagen wurden von Tea direkt an Luis Ernesto versand und Luis Ernesto war von Beginn an in jegliche Kommunikation eingebunden. Stets wurde prompt auf jede einzelne E-Mail geantwortet. Wir waren immer - auch bei den Verspätungen - über den aktuellen Stand zufriedenstellend informiert.

Formalitäten:
  1. Mittwoch, 27. Juni 2012:
    Hafen: In Cartagena kann nur der Fahrzeughalter am Prozess teilnehmen. Ein schweizer Reisefreund und ich werden um 9:00 Uhr im Hotel abgeholt. Zuerst geht es ins Büro von Enlace Caribe, wo Papiere ausgefüllt, Kopien gemacht und Unterschriften geleistet werden müssen. Danach zum Hafen. Erst wird an einem Schalter das Bill of Landing abgeholt und von uns unterschrieben. Später verbringen wir einige Zeit bei der Reederei, wo der Agent den Papierkram erledigt. Um auf das Hafengelände zu gelangen, muss man den Reisepass gegen eine Besucherkarte eintauschen. Nach drei Stunden ist für heute alles erledigt und wir werden zurück zum Hotel gebracht.

  2. Donnerstag, 28. Juni 2012:
    Hafen und Zoll: Morgens um 8:00 Uhr werden wir von Luis Ernesto im Hotel abgeholt. Zuerst geht es zur Hafenbehörde. Danach darf ich als Fahrzeughalter erstmalig zu unserem Auto, um zu schauen, ob während des Transportes Schäden aufgetreten sind. Insgesamt werden heute fünf Wohnmobile übernommen. Drei von ihnen sind beschädigt. Ein Franzose hat die Felge vorne rechts verbogen. Da muss jemand mit Schwung irgendwo gegengefahren sein. Einem Schweizer wurde ein Riss in die hintere Schürze gefahren. Einem weiteren Franzosen wurde aus dem Fahrerhaus die Armlehne von der Fahrertüre geklaut. Da die Fahrzeuge während des Transportes nicht versichert sind, werden die Schäden zwar aufgenommen, doch der Agent teilt mit, dass eine Erstattung wohl kaum Chance auf Erfolg hat. In unserem Fahrzeug war weder außen noch im Wageninneren irgendetwas kaputt.

    Danach geht es weiter zum Zoll. Wir fahren stets im Auto des Agenten, so dass keine Kosten für Taxis anfallen. Nach 70 Minuten haben wir die Erlaubnis, das Fahrzeug nach Kolumbien einzuführen. Zurück zum Hafen. Es wird Papierkram erledigt, von dem wir als Fahrzeughalter nichts mitbekommen. Eigentlich warten wir nur die ganze Zeit und leisten ab und zu eine Unterschrift. Endlich bekommen wir die Fahrzeugschlüssel ausgehändigt und können das Hafengelände verlassen. Im Konvoi werden wir vom Agenten zum Versicherungsbüro geführt. Auch hier übernimmt der Agent alle Arbeiten. Wir müssen nur noch die Versicherung bezahlen. Sogar unsere Parkplatzgebühren werden vom Agenten bezahlt. Um 16:00 Uhr ist alles erledigt.

Fazit:

Agenten: Sowohl Tea Kalmbach in Panama, als auch Luis Ernesto La Rota in Cartagena können wir guten Gewissens empfehlen. Dadurch hatten wir zwar Mehrkosten von 345 US$, doch einerseits war für uns somit der administrative Aufwand minimal, und andererseits haben wir sicherlich die geringst mögliche Bearbeitungszeit gehabt. Wenn man alles selber organisiert, kommen vielleicht nochmal zwei oder drei Tage mit Hotelübernachtungen zusätzlich dazu. Außerdem sind bei uns alle Transfers während des Prozesses in den Autos der Agenten erfolgte. Somit haben wir das Geld für Taxitransfers gespart.

Zeitbedarf: Für die Reedereien sind wir eine Quelle für sicheren Umsatz, doch völlig uninteressant als Kunden. Jeder Container mit Bananen ist für die wichtiger, als unsere Autos. Sie wissen genau, dass wir auf sie angewiesen sind und nehmen die Wagen erst dann an Bord, wenn sie wirklich keinen anderen Euro Umsatz mit anderen "Stammkunden" machen können. Ein Schweizer, der mit uns verschifft hat, musste zwei Wochen in Cartagena auf sein Auto warten. Unser Auto ging zwar pünktlich an Bord, doch wurde kurzfristig die Verschiffungsroute geändert. Der Agent hat leider auf die Zeitplanung der Schiffe keinerlei Einfluss.

Sicherheit der Fahrzeuge: Wenn, wie oben beschrieben, drei von fünf Autos beschädigt vom Schiff kommen, dann ist das erschreckend. Unser Schweizer Reisefreund hat darüber hinaus im Führerhaus seines Wohnmobils eine Haarspange, 50 US-Cents und einen Kugelschreiber liegenlassen, um zu prüfen, ob während der Überfahrt etwas abhanden kommt. Alle drei Gegenstände waren in Cartagena verschwunden! Man sollte also alles aus dem Führerhaus entfernen, was nicht absolut fest mit dem Auto verbunden ist. Sollte man einen Durchgang zwischen Fahrerhaus und Kabine haben, so kann ich nur dringend empfehlen, diesen für die Überfahrt mit einer Sperrholzwand zu verschließen.

LoLo- oder RoRo-Verschiffung: Beim nächsten Mal würde ich die preiswerteste Alternative nehmen. Die Franzosen wollten mit RoRo verschiffen, wir mit LoLo. Wie unser Auto letztendlich transportiert wurde, weiß ich gar nicht. Alle Fahrzeuge sind jedoch mit dem gleichen Schiff angekommen. Auch hier machen die Reedereien wohl was sie wollen bzw. der Agent sucht die für die Wagen schnellste Alternative aus und bucht dann schon mal die Schiffe um.


Druckversion