Expedi on the Rocks – Unterwegs im Rocky Mountains National Park


Klaus, 20. September 2010:

Eine Fata Morgana? Hunderte Kilometer sind wir in den letzten Tagen durch die flache, vertrocknete Prairie gefahren, als sich mit einem Male abrupt vor uns die Viertausender der Rocky Mountains erheben. Bereits auf dem Interstate bekommt unser Expedi leichte Höhenprobleme: Dicker, schwarzer Rauch steigt aus unserem Auspuffrohr und wir müssen uns mit 60 Stundenkilometern und der rechten Spur begnügen. Oh, oh, wie werden wir uns erst fortbewegen, wenn wir weitere 1 bis 2.000 Höhenmeter zu überwinden haben?



Hintergrund:

Warum haben wir eigentlich immer so Höhenangst wegen unseres Expedis? Andere PKWs und LKWs fahren doch auch lässig über die Berge. Trotz des 4,2 Liter Motors haben wir gerade mal 125 PS. Der Wagen hat zwar dadurch eine unbändige Kraft im niedrigen Drehzahlbereich, doch er braucht sehr viel Luft, um voranzukommen (ich habe durch mein tolles Autoreparaturhandbuch gerade gelernt: Autos fahren in der Hauptsache mit Luft und nur einem Spritzer Diesel). Je höher wir kommen, desto geringer ist der für den Motor so notwendige Sauerstoffgehalt in der Luft. Dadurch stehen immer weniger PS zur Verfügung, so dass unser Expedi sich irgendwann nur noch mit 60 PS über die Berge quälen muss. Bei 3,5 Tonnen ist das schon eine ganz schöne Leistung. Und ob er es schafft, wissen wir halt im Moment einfach noch nicht. Die nächsten Tage werden uns Antwort darauf geben.




Wir haben herrlichen Sonnenschein, kleine weisse Wölkchen am Himmel, die herbstlichen Birken zaubern goldene Farbtupfer auf die Berghänge, die Granitgipfel erheben sich majestätisch in den Himmel. Kein Wunder, dass wir kaum vorankommen, sondern dauernd Fotostopps einlegen müssen. Doch das Wetter lockt auch tausende anderer Touristen in den Rocky Mountains National Park. Die Campingplätze im Park sind bereits alle für das anstehende Wochenende ausgebucht.

Wir nutzen die Tage, um lange Wanderungen in die Bergwelt der Rockies zu unternehmen oder um im Tal durch die ausgedehnten, herbstlich gelben Wiesenlandschaften zu wandern. Wir sind mitten in der Brunftzeit der Hirsche und erleben diese auch hautnah mit. Ein kapitaler Hirschbulle grast inmitten seiner grossen Herde Hirschkühe. Konkurrenten streunen um die Herde herum. Doch wann immer eine Kuh versucht, sich von der Herde zu entfernen, oder der Konkurrent zu nahe kommt, schreitet der mächtige Bulle ein und stößt jedesmal ein triumphierendes Röhren aus, wenn seine Mission erfolgreich abgeschlossen ist. Ein faszinierendes Schauspiel, dem wir hier mehrfach folgen können.

Und dann kommt der Tag der Wahrheit. Bereits um zehn vor fünf klingelt unser Wecker. Noch ist ein dichter Sternenhimmel über uns, als wir uns fertig machen, um heute die höchste Straße im Nationalpark in Angriff zu nehmen: Bis auf 3.713 m führt die Trail Ridge Road hinauf in die hochalpine Tundrazone der Rockies. Petra hat im Vorfeld dauernd Witze darüber gemacht, dass sie am Berg aussteigen und langsam vor dem stinkenden, qualmenden Expedi die Berge hinaufwandern würde. Zu dem? Nein, zu dem gehöre ich nicht!

Wir sind die ersten, als wir um kurz nach sechs den Campingplatz verlassen. Mit einem Male schiebt sich in unseren Rückspiegeln ein glutroter Ball über die Berggipfel. Die aufgehende Sonne färbt die Berge vor uns in ein tiefes Rot, das langsam ins Orangene und Gelbe übergeht. Wir passieren die Baumgrenze und haben nun nur noch die karge Tundra um uns herum. Ein kräftiger Wind rüttelt am Auto, während sich unser Expedi völlig unbekümmert und kraftvoll den Berg hinauf schiebt. Geschafft, wir sind ganz oben. Nicht nur mit unserem Expedi, sondern auch mit unseren Emotionen. Es ist Montag, der 20. September 2010 – fast alle müssen heute arbeiten und wir dürfen solche Abenteuer erleben. The way life should be!

(zum Vergrößern einfach auf die Fotos klicken)


Picknick vor einer Goldmine


Es gibt doch nichts schöneres, als Schotterstraßen zu fahren
und eine lange Staubwolke hinter sich herzuziehen


Hinein in die herbstlichen Rockies


Immer wieder herrliche ...


... Fotostopps


Estes Park - Eingangstor zum
Rocky Mountains National Park


Der König des Parks


...


Abendliche (Foto)Safari ...


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Und Abends auf der Hütte gibt es - was auch sonst in den Bergen -
Kaiserschmarrn :-)


In der Nacht geht die Temperatur dramatisch von
30 Grad am Tag auf unter 0 Grad runter.
Wir holen die Winterdecken aus der Sitztruhe
und schlafen erstmalig mit runtergeklapptem Hochdach.


Wanderung in der Bear Lake Region ...


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Ich hätte ja gerne noch viel mehr Fotos meiner heißgeliebten goldenen Birken veröffentlicht, doch meine Webmasterin hat das verboten ;-)


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Bett mit Ausblick


So ein Hirschbulle hat schon genug Sorgen mit seinen Frauen ...


... und dann auch noch diese lästigen Konkurrenten.


...


Sonnenaufgang auf der Trail Ridge Road


Langsam ...


... schieben wir uns ...


... über die Baumgrenze


...


...


...


3.713 Meter - 12.183 ft - über dem Meeresspiegel


Joggen auf über 3.000 Metern - das produziert rote Blutkörperchen


Wir haben immer unseren Spaß zusammen:
Das Höhentraining war wohl doch nicht so erfolgreich - der Selbstauslöser war schneller :-)


Mit einer Tasse Kaffee Abschied nehmen vom
Rocky Mountains National Park






Unsere Campingplätze am/im Rocky Mountains National Park:


17. - 19. September 2010 und nochmal vom
20. - 21. September 2010: Estes KOA, Colorado


19. - 20. September 2010: Aspenglen, Rocky Mountains NP, Colorado